Bemerkenswert

England 2023

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Gestern morgen um 6:00 machten wir uns auf den Weg nach England. Endlich. Schon immer war Groß Britannien das Land meiner Seele. Ich hatte meine Tochter immer wieder dorthin mitgenommen. Das erste Mal, als sie 3 Jahre alt war, das letzte Mal als sie 14 war. Mit 16 verbrachte sie dann ein Auslandsjahr in Milton Keynes und verliebte sich endgültig in dieses Land. Ich war das letzte mal vor 8 Jahren auf der „Insel“.

Um 13:00 kamen wir in Calais an und um 15:00 startete die Fähre über den Ärmelkanal in Richtung England.

Als wir dann endlich die Kreidefelsen Dovers erblickten, traten uns Tränen in die Augen und diese waren nicht dem extremem Wind auf der Fähre geschuldet.

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Bevor wir uns auf den Weg zu unserer ersten Unterkunft in Hastings machten, mussten wir einfach hinauf zu den Klippen um erst einmal wirklich anzukommen. Wir fanden sofort – na was wohl in England? – einen Publik Footpath.

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Wir gingen ein nur ein kurzes Stück, da das Auto mehr oder weniger illegal am Straßenrand geparkt war und der Anblick traf uns mitten ins Herz.

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Jetzt waren wir wirklich da. Miri fasste es in die Worte: „Jetzt fühlt sich alles richtig an.“

Wir setzten uns ins Gras und genossen einfach nur England in seinem ganzen uns umgebenden Sein. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken kann. Wir waren angekommen – körperlich und seelisch.

Dann fuhren wir weiter zu unserer ersten Unterkunft. Ich muss gestehen, ich hatte es nicht mehr so im Blut wie ich dachte. Die engen Straßen, die Hecken, die trügerisch Steinauern am Straßenrand verbargen und das Fahren auf der anderen Straßenseite erforderte meine ganze Konzentration und so konnte ich mich nicht wirklich auf die Landschaft um mich herum konzentrieren, aber dafür Miri um so mehr und das war das wichtigste. Sie war glücklich.

Um 18:30 kamen wir in Hastings an. Die Wohnung befand sich im 2. Stock eines typischen englischen Reihenhauses, direkt am Meer und dieser Anblick bot sich uns aus dem Wohnzimmerfenster.

Nachdem wir unsere Sachen untergebracht hatten, machten wir uns in der Abenddämmerung auf den Weg zum Meer – was heißt Weg? Wir gingen einfach über die Straße. Wie es war? Sommer, Menschen die sich am Strand trafen um den Abend zu verbringen, sich brechende Wellen, Möwen und das Rauschen des Meeres.

Wir beschlossen etwas Essen zu gehen und gingen in ein kleines Weinrestaurant, dass mich magisch anzog. Die Atmosphäre dort war perfekt. Das Interieur, die Musik und eine absolut charismatische Besitzerin, der man anmerkte, dass diesem kleine Restaurant ihre ganze Liebe gilt. Das Essen war hervorragend und so endetet unser erster Tag.

28. Mai 2023

Der Blick aus unserer Unterkunft auf das Meer heute morgen war wirklich schön. Verwirrend ist nur, dass die Briten anscheinend keinerlei Kältemepfinden haben. Auch wenn die Sonne schien und man im sommerlich Kleidung tragen konnte, so war das Meer dennoch eiskalt, aber das stört hier niemanden, morgen um 8:00 hineinzuspringen.

Wir suchten uns zuerst ein kleines Café für einen ersten Kaffe und Croissants. Danach fuhren wir der Nase nach an der Küste entlang und kamen in die Nähe von Eastbourne. Als wir an einem Straßenschilde mit dem Hinweiß auf einen Ort Namens „Beachy Head“ vorbeikamen, klingelt etwas in meinem Kopf. Ich meinte mich zu erinnern, dass ich hier schon einmal war und das es schön war. Ja … ich hatte mich richtig erinnert. Es war zwar nicht genau die selbst Stelle, aber war ja auch gut so, denn auch ich freue mich immer wieder Neues zu entdecken. Wir parkten unser Auto und begannen eine Wanderung auf den Klippen entlang. Die Sonne schien, es war warm und die Aussicht war atemberaubend.

An diesem Ort zu laufen ist ein Traum. Man hat das Gefühl man läuft über einen Gras-Teppich, der natürlich sofort dazu einlädt, sich hinzusetzen, was Fotografen ganz besonders gerne tun.

Die Landschaft ist so atemberaubend schön, die Mischung aus Meer, Blumen, Felsen, Möwen und dem grünen Gras, das in England einfach grüner ist als irgendwo sonst auf der Welt.

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Als es dann gegen Ende des Vormittags zu voll wurde mit Touristen und Wanderern, fuhren wir weiter, durch kleine englische Dörfer hindurch und in dem alten Ort Alfriston hielten wir dann an, weil wir hier ein wenig Zeit verbringen wollten. Dieser Ort wirkte ein wenig, als sei die Zeit stehen geblieben.

Schon auf der Fahrt in den Ort hatte ich ein Haus gesehen, in welchem Leute in einem Garten saßen. Es kam mir vor, als hätte einen kurzen Blick auf einen Sonntagnachmittag im England des letzten Jahrhunderts werfen können.

Wir beschlossen uns das anzusehen und fanden ein Hotel, in welchem die Gäste an Tischen auf der Wiese saßen und ihr Lunch zu sich nahmen. Miri erzählte mir, dass die Briten an Sonntagen ihr Sunday-Roast aßen und dass dies wichtig gut schmecken würde, wenn es gut zubereitet ist.

Es war warm, wir waren hungrig und durstig und so setzten wir uns an einen der Tische auf der Terrasse des Hotels und bestellten ein Sunday-Roast to Share. Es ist so unkompliziert in England. Man kann jederzeit eine Mahlzeit bestellen und zusätzlich einen zweiten Teller und Besteck und niemand schaut einem komisch an.

Und Miri hatte Recht. Es war ausgesprochen lecker. Das Fleisch ist zart, die Soße würzig, die Karotten, Bohnen und Pastinaken knackig und frisch und die gebratenen Kartoffeln und der Yorkshire-Pudding die perfekte Ergänzung.

Ich habe das erste Mal Yorkshire-Pudding gegessen und dachte tatsächlich, dass es sich um eine Art Süßspeise handelt, aber es ist ein Teegebäck in der Form eines Brötchens, dass aber innen hohl ist. Wen es interessiert: Hier sind einige Fakten zum Yorkshire-Pudding: https://de.wikipedia.org/wiki/Yorkshire_Pudding

Ich kann immer nur den Kopf schütteln, wenn Menschen sagen, dass es in England kein gutes Essen gibt. Das stimmt nicht und ich habe noch nie in Großbritannien schlecht gegessen und das Ambiente ist, wenn man die richtigen Orte findet, perfekt.

Im Anschluss fuhren wir noch ein wenig weiter an der Küste entlang zurück Richtung Eastbourne, nicht ohne immer wieder anzuhalten weil die Landschaft so wunderschön ist oder weil man einfach immer wieder auf unerwartete Dinge trifft.

Solche Orte wie dieser, lassen mich durchatmen, den Stress vergessen und es ist einfach nur Balsam für die Seele. Dieses Land tut mir so gut und die Menschen sind so aufmerksam, ehrlich freundlich und herzlich. Egal ob auf dem Land oder in der Stadt.

In Eastbourne endete unser Tag in einem unglaublich schönen Pub.

29. Mai 2023

Nachdem wir heute morgen schon um 6:00 die Unterkunft verlassen hatten, machten wir uns auf in Richtung Westen zu unserer neuen Unterkunft. Wir wollten wie gestern einen kurzen Zwischenstopp in dem Costa-Café machen, um einen Kaffe zu trinken und ein Croissant zu essen, aber … Pustekuchen. Nichts hatte auf – naja, was heißt nichts – Gartencenter hatte massenweise geöffnet, um 6:30!!! Nur dass wir ja zum Frühstück eigentlich keine Kamelien und Wasser aus einem Gartenschlauch wollten. Wer hilft in der Not? Der gute alte Ami! McDonalds. In Seaford gab es einen McDonalds der 24 Stunden geöffnet hat. Dort tranken wir zu unserem Erstaunen einen ausgezeichneteren Café und es gab sogar Pancakes mit Maple-Sirup.

Eigentlich wollten wir heute nach Brighton. Miri wollte dort in einige Läden, die es nur dort gibt und die sie von ihrem letzten Besuch in Brighton kannte, aber … was wir wieder mal nicht bedacht hatten; es war Feiertag – Spring Bank Holiday und ich denke, wie bei uns in Deutschland war der Rosenmontag-Feiertag.

Also – Planänderung. Mein guter alter Reiseführer meiner ersten Englandreise (herausgegeben 1999) half uns dabei. Diesen Reiseführer kann ich nur jedem empfehlen: Dumont – Richtig Reisen – Südengland

https://www.amazon.de/DuMont-Richtig-Reisen-Südengland-Ingrid/dp/3770135970/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=NYQZCHLPSS5R&keywords=Dumont+Richtig+Reisen+Südengland&qid=1685513082&s=books&sprefix=dumont+richtig+reisen+südengland%2Cstripbooks%2C64&sr=1-1

Wir fuhren nach Leonardslee-Gardens, also von der Küste ein Stückchen nach Norden in Richtung Horsham.

Seit meiner ersten Reise nach England wollte ich schon dort hin, da mir die Beschreibung im o.g. Reiseführer so gut gefallen hatte, aber nie hatte ich es geschafft, es in die Tat umzusetzen. Entweder waren wir nie in derNähe oder wir waren an einem Tag da, an welchem sie geschlossen hatten.

Leonardslee ist ein riesiges Anwesen, mit einem Manor und sehr weitläufigen Parkanlagen, die von kleinen Flüssen und Teichen durchzogen werden. Sie haben dort Hirsche und Wallabies und bauen den Südafrikanischen Wein ‚Pinotage‘ an.

Normalerweise rate ich den Leuten, wenn sie nach Südengland reisen wollen, dies im Mai zu tun, aber wir hatten Glück und auch Ende Mai war der Rhododendron noch nicht ganz verblüht.

Mein Lieblingspark war ja immer der Sheffield Park gewesen, aber ich muss sagen, dass Leonardslee um einiges beeindruckender ist.

Wir waren erst ein wenig beunruhigt wegen des Wetters, weil es um 9:00 extrem windig und sogar kalt war, aber wie es die Regel in England ist: „Es gibt jeden Tag, jedes Wetter“; nicht so wie bei uns in Deutschland, wo es Wochenlang am Stück nur regnet und grau ist und siehe da – die Sonne kam und es wurde warm. Es war ein wunderschöner Tag, wir sind viel gelaufen und waren am Ende ziemlich fertig, aber es hatte sich gelohnt.

Zum Glück gibt es ja in jedem Park ein Café und das war dann auch am Ende der Tour unsere Anlaufstelle.

Gestärkt machten wir uns dann endgültig auf den Weg zu unsere neuen Unterkunft in Dorset auf der Halbinsel Purbeck. Schon alleine die Fahrt dorthin war ein Traum. Die Orte sind mit ihren Steinhäuser und den vielen Blumen, eingebettet in grüne Hügel, auf deren Weiden Pferde, Schafe und Kühe ein – glaube ich – ziemlich gutes Leben führen. Dann ging es vorbei an einer eindrucksvollen Ruine einer alten Burg und kurz darauf waren wir auch an unserem Ziel angelangt. Einem Haus aus einem der Hügel, so abgelegen, dass es noch nicht einmal einen Ortsnamen und eine Hausnummer gibt, dafür aber den Blick auf die Küste und das Meer.

Nachdem wir ausgepackt hatten, gingen wir noch mal ans Meer. Anders als in Hastings war es hier sehr stürmisch und ein wenig wilder.

Wir hatten schon unsere Jacken, denn der Wind war ziemlich kalt, da kamen doch tatsächlich Menschen daher, die sich auszogen und ins Meer zum schwimmen sprangen. Unser Standardsatz in diesem Urlaub (aber wirklich liebevoll gemeint) „Die spinnen die Briten!“

Wir fuhren weiter und gingen ins Pub des Ortes, wo Miri legal ihr erstes englisches Ale trank. Das Essen war, wie immer, gut und die Einrichtung genauso, wie ich sie schon oft in dörflichen Pups gesehen habe – sehr eigen, aber es passt.

Was hier oft ins Auge fällt, ist die Liebe der Briten für ihr Königshaus. Mit dem Tod Queen Elizabeth II, wurde nun Charles III Thronfolger und überall finden wir Hinweise darauf, dass man ihn ehrt und schätzt. Das ist sehr schön.

Als wir aus dem Pub kamen, ging die Sonne unter und man sah im Abendlicht die Ruinen des Corf Castle.

30. Mai 2023

An an einem neuen Ort ist es immer schwer, sich erst einmal zurechtzufinden. So auch, was das Frühstücken anbelangt. Wir waren auf dem Weg nach Brighton und irgendwann verließ ich einfach die Schnellstraße und fuhr einfach der Nase nach. Wir kamen in das kleine Dorf Dorf Mullen. Dort fanden wir an der Straße ein kleines Café, das von außen eher etwas bescheiden aussah, aber wie so oft trog der Schein. Selten habe ich so einen guten Kaffee getrunken und dazu gab es Croissant-Teig der in einem Waffeleisen gebacken und dann mit Zutaten versehen wurde. Wie alle Briten, die uns Weiher begegneten, war auch der Chef des Cafés ein so herzlicher und offener Mensch, dessen liebenswerte Art sich völlig in diesem kleinen Café widerspiegelte.

Gestärkt zum Beginn des Tages ging es dann weiter nach Brighton. Ein Stadt, die sehr bunt ist und das in vielerlei Hinsicht. Bunt in der Architektur und bunt was die Menschen angeht. Hier laufen die verrücktesten Typen rum und jeder kann so sein wie er will. Männer, geschminkt mit Handtaschen erregen hier genauso wenig Aufmerksamkeit wie eine Möwe am Strand und das ist gut so. Die Briten sind da sehr offen und locker.

Für den heutigen Tag habe ich nicht so viele Bilder, weil wir vor allem Shoppen waren und so kommen hier nun einige bildliche Eindrücke aus der Stadt.

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Der Rückweg führte uns durch den New Forest und hungrig begaben wir uns in das Restaurant / Hotel „The White Rabbit“.

Hier hatten wir nicht nur ein typisch britisches Ambiente, sondern auch ein typisch britisches Essen, da sehr gut schmeckte.

Auf dem Weg zurück zur Unterkunft kamen wir an einem Tesco vorbei der bis Mitternacht geöffnet hat. Miri machte mit mir ein Führung durch den gesamten Tesco, zeigte mir ihre Lieblingsartikel, die sie so sehr in Deutschland vermisst und auch verrückte Dinge, die es nur dort gibt, wie diese lustigen Kuchen:

Und sie erzählte mir vom Neal-Deal. Man stellt sich eine Mischung aus einem Hauptgericht, wie z.B. einem Salat, ein Sandwich oder ein Wrap, einem Getränk und einem Snack zusammen. Das Ganze gibt es für 3,90 GP.

31. Mai 2023

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Unseren ersten Stop machten wir heute morgen in einem kleinen englischen Tea-Roam in Wareham, wo wir unser Frühstück zu uns nahmen, dass aber so reichhaltig war, dass wir uns die Hälfte der Brote zum Mittagessen mitnahmen.

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Dann ging es weiter zum New Forest. Hier leben Wildpferde und die Landschaft ist einfach so weitläufig, der Himmel so weit, dass man das Gefühl hat unendlich durchatmen zu können. Viele Briten gehen hier täglich mit ihren Hunden spazieren. Sie sind nicht angeleint und jedes Individuum kann hier frei sein – Pferd, Mensch und Hund. Einfach nur inmitten der Landschaft und der wilden Pferde zu stehen, vermittelt ein Gefühl des Friedens, von dem die Menschheit weit entfernt ist. Die hier gelebte Symbiose von Natur, Tier und Mensch ist einfach beispiellos.

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Nachdem wir unser Meal-Deal, welches wir vorher im Tesco gekauft hatten, gegessen haben, fuhren wir gegen Nachmittag zurück nach Purbeck zum Durdle Door.

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Das Durdle Door ist eine natürliche Felsformation und wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. https://de.wikipedia.org/wiki/Durdle_Door

Am schönsten ist es dort in den Abendstunden, wenn die meisten Touristen fort sind. Es ist tagsüber so überlaufen, dass die Stimmung, die an diesem Ort herrscht, leider verlorengeht.

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Die Lichtstimmung am Abend am Meer ist immer wieder beeindruckend.

Läuft man den Küstenweg weiter nach Osten kommt man zu Lulworth Cove, einem kleinen Ort mit einem natürlichen Pool.

Da es aber schon 20:00 war, beschlossen wir am nächsten Tag noch einmal zur Küste zu fahren um hier zu laufen.

1. Juni 2023

Wie geplant, ging es heute morgen wieder an die Küste, die nur 20 Minuten von unserem Wohnort entfernt ist. Allerdings folgte ich nicht dem Navi sondern nahm, wie so oft, eine Straße, die ich interessant fand, von der ich aber nicht wusste, wo sie hinführt. Miri meinte: „Mach das nur, du hast immer eine gute Intuition. Das war noch nie verkehrt.“

Und so fuhren wir durch ein Landschaft, die mich immer wieder anhalten ließ um zu fotografieren. Hier Einige Bilder von der ungeplanten Fahrt.

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Absolut faszinierend finde ich die natürlichen Tunnel, die es überall in England gibt. Die Bäume und Büsche dürfen wachsen und werden einfach so geschnitten, dass auch LKW’S darunter hindurch passen.

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Am Ende des ungeplanten Weges, kamen wir in ein kleines Dorf und fanden ein wunderbares Restaurant, wo wir frühstückten.

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Die Besitzerin erzählte uns, dass sie 20 Jahre lang in Kaiserlautern gelebt habe und sie es so sehr vermisse und dort wieder leben wolle. Miri sah sie an, als käme sie von einem anderen Planeten. Sie war fassungslos.

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Die Dame gab uns einen Tipp für eine Wanderung in Richtung Küste und wir folgten der Empfehlung.

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Was sie nicht sagte, war die Tatsache, dass der Weg mitten durchs militärische Übungsgebiet verlief.

Das letzte Mal habe ich solche Schilder im Golan gesehen.

Ich weiß nicht ob es britischer Humor ist, dass die beiden folgenden Schilder neben einander hingen

Nichts desto trotz machten wir uns auf den Weg und es war eine wirklich schöne Wanderung, wie nachfolgende Aufnhamen zeigen.

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Im Anschluss fuhren wir dann, wie geplant noch einmal nach Lulworth Cove. Man fährt durch den Wald und bekommt immer wieder sanfte Hinweise, doch nur in einem Notfall anzuhalten, da man ansonsten Gefahr läuft angeschossen oder in die Luft gesprengt zu werden.

Hält man sich nicht dran, kann man diesem charmanten Briten gegenüber stehen.

Aber hier an der Küste war es dann doch friedlich – und heiß. Ein Wetter dass wir eher in Israel erwartete hätten, aber nicht England.

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2. Juni 2023

Wir verließen heute unsere Gastgeber in Dorset und machten uns auf den WEg ins Dartmoor. Mit einem kleinen Zwischenstop in Montacute. Nun sind wir auch endlich wieder Members of the National Trust. Eine Mitgliedschaft, die ich gerne abschließe, weil der National Trust für die Erhaltung historischer Stätten und auch der Natur Sorge trägt.

https://www.nationaltrust.org.uk/membership?campid=PPC_Central_Membership_Google_PureBrand&dfaid=1&gad=1&gclid=Cj0KCQjw7PCjBhDwARIsANo7Cgm0xRdQD7BLPfZ7TxUCMkXcUzSqb_vt8osZ2n9ZnS_GOkX5uJfBHpsaAsOxEALw_wcB&gclsrc=aw.ds

Montacute besteht aus einem großen Anwesen und den dazugehörigen Gärten. Hier wurde auch der Film „Sense and Sensibility“ gedreht. Eine Jane Austen Verfilmung mit den besten britischen Schauspielern.

Sehr viele Anwesen des National Trust dienten schon als Filmset.

Aber auch das innere des Hauses ist beeindruckend. Mir wäre direkt eingezogen. Insbesondere die Bibliothek hatte es ihr angetan.

Nach einem abschließenden Rundgang durch die Gärten verließen wir Montacute und machten uns endgültig auf den Weg ins Dartmoor.

https://www.dartmoor.gov.uk

Miri gefiel der New Forest so sehr, dass sie sagte, in solch einer Gegend würde sie gerne länger bleiben. Also hatte ich die nächste Unterkunft mitten im Dartmoor gesucht und zwar wörtlich.

https://www.google.com/maps/place/Postbridge,+Yelverton/@50.5959037,-4.2341354,10z/data=!4m15!1m8!3m7!1s0x486cf8f31f42c70d:0x821868080bb6caa0!2sPostbridge,+Yelverton!3b1!8m2!3d50.5952639!4d-3.9053519!16zL20vMDEyNzc4!3m5!1s0x486cf8f31f42c70d:0x821868080bb6caa0!8m2!3d50.5952639!4d-3.9053519!16zL20vMDEyNzc4?entry=ttu

Auf unserem Weg zur Unterkunft wurden die Straßen immer enger, bis man sie kaum noch als Straßen bezeichnen konnten. Einspurig, mit regelmäßigen Ausweichbuchten für den Gegenverkehr. Miri meinte irgendwann, dass wir nun mitten im Wald seien und ob da noch was kommen würde. Sie schien ein wenig beunruhigt bezüglich unserer Unterkunft und was ich da ausgesucht hatte, aber letzten Endes vertraute sie mir und wurde nicht enttäuscht.

Nachdem wir einige Castle Grids überquert hatten, Schafen auf der Straße umfahren (wohlgemerkt ‚umfahren‘ und nicht ‚umgefahren‘), einige Tore auf und zu machen mussten um durch fahren zu können, dass Vieh aber innerhalb der Tore verbleit, kamen wir an unserem neuen Zuhause für 5 Tage an. Es ist ein Paradies.

Judy, unsere Gastgeberin, hat zwei Hunde und einen Kater namens Harry. Ihr Haus ist ein Ort des Friedens und mit Liebe eingerichtet.

Wir machten uns dann auf den Weg zu dem nächsten Pup, das mitten im Nichts liegt. Kein Ort, nur Moor und eine Straße. Wir mussten uns beeilen, denn um 20:30 macht die Küche zu und wenn man im Dartmoor nicht rechtzeitig etwas zu Essen bekommt hat man verloren.

Es gibt hier nur:

You’re either inside the moor or outside the moor but there is nothing in between.

Miriam Wolf

Als wir aus dem Pub kamen bot sich uns dieser Anblick des zu Ende gehenden Tages im Moor.

3. Juni 2023

Als ich heute Morgen wach wurde und vor die Haustür ging, wurde ich so vom neuen Tag begrüßt.

Gestern Nachmittag kam beim Fahren Rauch aus dem Motorraum des Autos. Ich hatte das vor zwei Wochen schon einmal in Deutschland und die Mitsubishi Werkstatt sagte mir, dass es daran liegt, dass ein Marder das Dämmmaterial zwischen Motorraum und Fahrgastraum angefressen habe und da es dadurch seine Stabilität Floren habe, sei es in Kontakt mit dem warmen Motor gekommen und habe angefangen zu schmoren. Der Mechaniker hatte es fixiert, damit es Mitte Juni, wenn ich meinen geplanten Werkstatttermin habe, mitgemacht werden kann. Anscheinend hatte es nicht gehalten, denn als ich die Motorhaube aufmachte, sah ich, dass es wieder das selbe Problem war. Ich fixierte es notdürftig und es rauchte nicht mehr.

So fuhren wir heute Morgen nach Tavistock in eine Werkstatt, die an diesem Samstagmorgen aufhatte. Der Mechaniker war sehr nett und sagte: „Give me at least an hour.“

Wir gingen daraufhin in die Stadtmitte, die fußläufig 5 Minuten entfernt war, wobei Stadt auch bei Tavistock etwas übertrieben ist, da es sich eher um die Größe eines Ortes wie Essenheim handelt.

(Quelle Bild: https://www.visitsouthdevon.co.uk/places/tavistock-p2756163)

Tavistock ist ein nette kleines Städtchen, in dem es jeden Samstagmorgen einen Markt gibt, der sich in einer Markthalle befindet, da hier im Dartmoor, das Wetter eher kalt und regnerisch ist und nicht so sommerlich, wie wir es die letzten Tage erfahren hatten.

Als wir nach einer Stunde zurückkehrten, sagte der Mechaniker, er habe es erledigt. Im Motorraum haben sich Mäuse oder Ratten ein Nest aus dem Dämmmaterial gebaut, was anscheinend dann auch einen MArder angezogen hätte. Er hat alles entfernt und nun sei es behoben. Als ich bezahlen wollte, winkte er ab und sagte, es sei ok. Als ich darauf bestand, antwortete er: „It Took me only ten minutes. You do not need to pay anything. You’re welcome.“

Zuvor kamen wir noch an einem Kamerageschäft vorbei und ich zeigte dem Verkäufer dort meinen auseinander gefallen Verschluss des Akkufaches meiner Olympus und fragte, ob er es reparieren könne? Er nahm die Kamera, fixierte es vorüber gehend aber sagte, ich müsse , wenn ich wieder zu Hause sei, einen komplett neuen Verschlussdeckel kaufen. Ich wollte bezahlen und auch dieses Mal sagte der Verkäufer. „No, it’s ok. You’re welcome.“

Ach die Briten. Sie sind einfach liebenswert und unkompliziert.

Mit dem nicht mehrrauchenden Auto fuhren wir dann unser geplantes Ziel Buckland Abbey an. Ein Anwesen des National Trust, welches zuerst eine Abtei eines Zisterzienser Ordens war und später zu einem Wohnhaus umgewandelt wurde, in welchem viele britische Persönlichkeiten wohnten. 18 Jahre lang diente es Sir Francis Drake als zu Hause.

https://www.nationaltrust.org.uk/visit/devon/buckland-abbey/history-of-buckland-abbey

Hier finden sich viele Artefakte aus dessen Leben und aus der Seefahrt. Es war interessant, aber nicht zu vergleichen mit Montacute oder anderen Anwesen des National Trust.

Vor einigen Jahren wurde hier ein Gemälde entdeckt und als man es untersuchen ließ, stellte sich heraus, dass es sich um ein Selbstporträt Rembrandts handelte.

https://www.nationaltrust.org.uk/visit/devon/buckland-abbey/the-rembrandt-self-portrait-at-buckland-abbey

Dennoch war die Fahrt dorthin und die Landschaft den Ausflug wert.

Im Anschluss fuhren wir einfach der Nase nach, weiter und hielten an einer der vielen kleinen Brücken an, die hier im Dartmoor existieren. Wir stiegen aus und genossen einfach diese Umgebung.

Faszinierend finde ich immer wieder die englischen Straßen. Sei es wegen ihrer minimalistischen Breite oder den Bäumen, die sie wie ein Tunnel umsäumen.

Interessant wird es immer dann, wenn ein anderes Fahrzeug entgegenkommt. Das gehört hier zum Alltag, dass man ständig vor und zurückfährt.

Autofahren im Dartmoor

Dann begaben wir uns wieder mitten ins Moor. Wir hielten an einem der vielen Parkplätze an der Straße an, nahmen unsere Kamera und wanderten einfach drauf los, ohne zu wissen wo wir waren und wohin der nicht existente Weg führte, denn wir liefen einfach quer über das Moor, über einen Hügeln und fanden Steinformationen vor, die anscheinend schon vor langer Zeit dort arrangiert wurden.

Ausserdem fanden wir dort einen kleinen Steinkreis und einen Stein der ein wenig wie ein natürlicher Obelisk aussah.

Der Ort hatte etwas mystisches.

Wie schon einmal erwähnt ist es nicht so einfach Abends etwas zu essen zu finden, da in fast allen Restaurants oder Pubs die Küche um 21:00 schließt, wenn nicht sogar früher. Wir suchten ein wenig in der Gegend und landeten dann schlussendlich doch wieder in unserem Pub von gestern.

Joss die Wirtin begrüßte uns mit einem Lächeln.

Im Anschluss fuhren wir auf einem kleinen Umweg zurück zu unserem Haus.


Ein neugieriger Bewohner des Dartmoor

Und sie leben hier in absoluter Freiheit

4. Juni 2023

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Heute beschlossen wir, das Auto stehen zu lassen und einfach per pedes das Dartmoor zu erkunden.

Wir begaben uns auf den Weg vor unserer Haustür und liefen in Richtung Postbridge.

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Es ging durch sichtbewachsene Wege, wir überquerten kleine Bäche über Holz- oder Steinbrücken.

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Aber der Weg führte uns nicht nur über öffentliche Straßen, sondern wir mussten auch eine private Farm durchqueren. Angeblich gäbe es dort zwei Collies, die die Leute zwar anbellen würden, aber sie seien ungefährlich. Nun, sie waren ungefährlich, aber gebellt hatten sie auch nicht. Im Gegenteil – sie sahen uns und kamen wedelnd auf uns zu als wären wir alte Freunde.

Einer der Collies, der Miri direkt in sein Herz geschlossen hatte.

Wir kamen ca. 1 ½ Stunden später an. Nicht weil der Weg so lang gewesen wäre, sondern weil wir immer wieder anhielten um die Landschaft zu genießen und zu fotografieren.

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In Postbridge besuchten wir den Postbridge-Shop der auch am Sonntag auf hat und trafen dort Judy, die jeden Sonntag hier aushilft. Es ist ein richtig schöner kleiner Tante Emma Laden, so wie es sie heute in den Dörfern in Deutschland gar nicht mehr gibt.

Wir liefen, nach einem Ginger Ale und einem Sandwich, dann einen Rundweg durchs Moor, auf welchem man interessante Steinzeitliche Artefakte und Reste von Steinzeitlichen Siedlungen finden kann. Wie jeden Tag in hochsommerlichem Wetter. https://www.divinedartmoorwalks.co.uk/2012/05/mid-dartmoor-bellever-tor-.html

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Gegen 17:00 waren wir wieder zu Hause und haben erst einmal auf der Terrasse einen Tee bekommen. Wie das halt so ist in England.

Wir machten uns dann noch einmal mit dem Auto auf den Weg, weil wir ein Sunday Roast essen wollten, aber wo wir auch hinkamen, entweder war die Küche schon zu, oder das Roast aus. Wo sind wir dann letzten Endes gelandet? Klar, in unserem, mittlerweile angestammten Pub, wo wir schon als alte Bekannte begrüßt werden.

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Es ist so skurril, dass man hier in Gemütsruhe draussen sitzt und sein Ale trinkt, während man umringt ist von Schafen, Pferden und Kühen und die Bedienung das Essen über die Straße trägt.

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War man vorher an der Küste und das Auto ist mit Salz bedeckt, dann empfinden das die Pferde als besonders lecker.

Öko-Autowaschanlage im Dartmoor. Effektivität eher fraglich.

Die Quintessenz ist, dass das Auto im Anschluss so aussieht:

Wie es mittlerweile unser Ritual ist, endete der Abend mit einer Fahrt durch das Dartmoor.

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5. Juni 2023

Heute führte uns unser Weg nach Saltram House.

https://www.nationaltrust.org.uk/visit/devon/saltram

Ein interessantes Haus und ein schöner Garten boten sich uns hier.

Bevor wir Saltram verließen, gönnten wir uns noch einen Kaffee und ein echtes Cornisches Clotted-Cream-Eis. Ich esse höchst selten Eis, aber diese Eis mag ich wirklich gerne. Es war schon das zweite in diesem Jahr, wobei ich ansonsten nicht über ein Eis pro Jahr hinauskomme.

Gegen Abend fuhren wir noch kurz an die Küste gegenüber Burg Island. Einer kleiner Insel, die man bei Ebbe zu Fuß vom Festland aus erreichen . Judy erzählte uns, dass dort auf dieser Insel im Hotel Agatha Christie viele ihrer Geschichten geschrieben hatte.

Ein beeindruckendes Anwesen und ein schöner Park. Auch hier war ich das letzte Mal vor 17 Jahren. Viele kam mir noch bekannt vor, aber viele hatte ich auch vergessen. Wie immer genossen wir schon die Fahrt dorthin.

Wir wollten unterwegs noch zu Abend essen, fanden aber kein wirklich ansprechendes Restaurant/Pub und so landeten wir – wo wohl? Genau, im Warren Inn – mittlerweile zu unserem Stammpub geworden. Wir werden dort schon wie Freunde begrüßt.

Wir kamen auf den letzten Drücker an, da unser Rückweg durch die eiheimische Tierwelt verzögert wurde. Eigentlich hatte die Küche schon seit 5Minuten geschlossen, aber die Wirtin sah uns an, grinste und meinte: „Für euch machen wir eine Ausnahme und das tun wir nicht für jeden.“

Bemerkenswert

New York 12. bis 19. April 2017

Mittwoch 12-04-2017

Heute Mittag in New York? Wir wagten es kaum zu glauben, denn schon zweimal scheiterte unser Versuch in diese Stadt zu gelangen.

Nachdem am gestrigen Vormittag mein Internet-Router den Geist aufgab und ich nicht in der Lage war die Online-Prozedur des Eincheckens von zu Hause aus durchzuführen, fuhren wir am Abend nach Frankfurt und ein freundlicher Mitarbeiter von Lufthansa erledigte das für uns, obwohl es überhaupt nicht seine Aufgabe war, da er eigentlich nicht dafür zuständig war.

Es ist immer wieder schön, solchen Menschen zu begegnen. Nun hatten wir schon unsere Bordkarte und das Gepäck war ebenfalls aufgegeben, so dass wir am nächsten Morgen entspannt lediglich mit unserem Handgepäck mit dem Zug nach Frankfurt fahren konnten.

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Am Morgen standen wir nach wenigen Stunden Schlaf auf und machten uns auf den Weg zum Bahnhof.

Eine Stunde später waren wir bereits am Frankfurter Flughafen. Da wir schon unsere Bordkarte hatten, konnten wir direkt zum Gate gehen, nachdem wir die Sicherheitskontrollen passiert hatten.

Als wir das Gate betraten, fuhr zeitgleich unsere Maschine auf die Parkposition und wir konnten direkt sehen, welches Flugzeug uns über den großen Teich bringen würde. Der neue Airbus 380, doppelstöckig und wirklich riesig, Eine imposante Erscheinung.

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Pünktlich um 10:15 durften wir die Maschine betreten und hatten die erste Hürde schon einmal geschafft. Bis dahin waren wir beim letzten Mal nicht gelangt.

„Ich sitze drin!!!“ Miri strahlte mich an und war der festen Überzeugung, dass jetzt alles glatt laufen würde. Ich selbst traute mich noch nicht wirklich einen solchen Optimismus zuzulassen, obwohl außer einem Absturz nicht mehr viel hätte passieren können.

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Um 11:00 setzt sich unser Lufttaxi in Bewegung, rollte gemächlich zur Startbahn und hob auch äußerst gelassen und ruhig ab. Miri war ein wenig enttäuscht, dass das typische Bauchgefühl beim Starten dieses Mal ausblieb. Leider konnte sie nicht sehr viel sehen, da direkt unter unserem Fenster die Tragfläche war. Schon wieder hatten wir Glück. der Platz am Gang, war der einzige freie Platz im ganzen Flugzeug und so konnten wir es uns während des Fluges bequem machen und Miri hatte sogar die Möglichkeit sich hinzulegen und zu schlafen.

Als wir 8 Stunden später in New York landeten, mussten wir es glauben. Uns wurde nach langem Anstehen die Einreise gewährt und kaum waren wir am Gepäckband, da kamen auch schon unsere Koffer.

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Es gab nun zwei Möglichkeiten zu unserem zuhause für die nächsten 7 Tage zu kommen: 1. Mit dem Taxi, was durchaus verlockend war, bei der Menge an Gepäck oder 2. mit dem Zug.

Die Entscheidung fiel schnell, als die Taxis keinen fixen Preis anbieten wollten. Da ich keinen Internet-Empfang auf meinem Handy hatte, musste ich mir, wie im Zeitalter vor dem Smartphone, behelfen und das klappte auch gut. Sehr schnell war klar, wie das New Yorker U-Bahn-Netz funktioniert. Ähnlich klar strukturiert wie in London, nur mit Nummern und Zahlen versehen. Auf dem Bahnsteig meinte Miri: „Irgendwie habe ich noch gar kein amerikanisches Gefühl.“ Ich wusste was sie meinte. Die Umgebung war zwar unbekannt aber auch nichts besonderes. Niedrige Häuser, verfallenes Industriegebiet mit ein paar runtergekommen Delis und Diners. Die silberfarbene, blechdosenähnliche Bahn fuhr in den Bahnhof ein und nun waren wir auf dem Weg nach Brooklyn.

Unterwegs wurde mir bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, wie Michael und Donnas Nachname lautete. Ich hatte nie danach gefragt, da wir uns von Anfang an mit unseren Vornahmen via What’s App unterhalten hatten. Ich schrieb schon im Airtrain von JFK aus Michael eine SMS, dass wir gelandet waren. Nun sah ich noch einmal auf mein Smartphone und sah die Antwort:

Hi Tina.

Welcome, You made it. If it’s still raining when you get to Smith and 9th, or you have allot of bags you may went to get a taxi to the appartment. Jusz buzz 3P, when you get there and Donna will let you up.

Ok, das würde auch funktionieren.

Drei Bahnstationen später wurde auf einmal im Abteil ein Gettoblaster angestellt und zwei schwarze, ca. 17jährige Mädels fingen an zu rappen und an den Stangen der U-Bahn zu tanzen, was stellenweise richtige Akrobatik war.

Miri sah ihnen teils erstaunt aber vor allem begeistert und beeindruckt zu. „Jetzt habe ich das Gefühl in Amerika zu sein“, grinste sie mich an.

Als wir die U-Bahn, welche sich auf den letzten Meilen nach Brooklyn zu einer S-Bahn entwickelte, verließen, bot sich uns ein Ausblick, der nun wirklich unmissverständlich klar machte, wo wir uns befanden.

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Mittlerweile war von Regen keine Spur mehr zu erahnen. Wir befanden uns in einem sonnigen, sommerlichen New York mit 24°C.

Ich hatte keine Straßenkarte, ein Smartphone ohne Internetverbindung und war froh, dass ich meistens ohne Navigationssystem an fremde Orte fahre. So fiel es mir leicht, mir die Googlekarte ins Gedächtnis zu rufen und tatsächlich, 15 Minuten später standen wir vor dem Haus, welches nun für 6 Tage unser zu Hause sein sollte.

Mmh…., ein ehemaliges Fabrikgebäude, von außen etwas renoviert, aber die Gegend durch die wir liefen, war ziemlich beklemmend. Industriegebiet und verwahrloste Höfe, kaputte Straßen und Müll. Dies machte insgesamt eher einen sehr heruntergekommen Eindruck. Ich hatte meine eigene Vorstellung von Brooklyn im Kopf. Idyllische Backsteinhäuser mit Feuertreppen, grüne Alleen und blühende Vorgärten, spielende Kinder auf der Straße und nette kleine Läden. Das war es hier ganz und gar nicht. Miri meinte nur: „Hier will ich Nachts aber nicht alleine auf der Straße sein.“ Diese Aussage deckte sich auch mit der meinigen und ich dachte ein wenig ärgerlich über mich selbst: „Blöde geizige Nuss. Hättest ja schon ein bisschen mehr ausgeben können, für eine Unterkunft in Manhattan selbst.“

Nach dem Klingeln wurde sofort die Tür geöffnet. Ich hatte am Flughafen mein Laptop und die dicke Jacke in meinem Koffer gepackt, da ich so wenig Gepäck als möglich mitnehmen wollte. Mein Koffer hatte zwar nur 14 Kilo, war aber trotzdem schwer und dieses ehemalige Fabrikgebäude, in welchem sich jetzt anscheinend Wohnungen befanden, hatte keinen Aufzug. Der dritte Stock war auf Grund der hohen Räume eher der 6. und ich musste irgendwie unsere Koffer nach oben bekommen.

Plötzlich stand ein elfengleiches Wesen vor uns, strahlte uns an und sagte : „Welcome, I’m Donna. I help you with your luggage“ und obwohl ich mich wehrte und darauf bestand meinen Koffer alleine hoch zutragen, meinte sie lächelnd: „No, this is a good exercise“ und eilte mit dem schweren Teil mühelos die Treppe hoch.

Im 3. Stock traten wir durch eine schwere Tür und standen auf einmal in einem picobello sauberen, riesigen Flur mit einem dunklen Holzfußboden. Da das Gebäude sehr groß ist, gibt es hier viele Wohnungen, ca 10 auf jedem Stockwerk.

Donna öffnete die Tür zu ihrem Appartement und sofort war die Gegen draußen in den Hintergrund gerückt. Ein großer, offener und sehr heller Wohnraum, mit einem Loft und großen Fenstern, durch welche wir als erstes die Skyline von Manhattan sahen und zwei Fenster weiter die Freiheitsstatue.

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Donna stellte erst einmal zwei Gläser Wasser vor uns auf den Tisch und wir unterhielten uns ein wenig. Sie ist eine unglaublich charmante, hilfsbereite und liebenswerte Person und der herzliche Empfang war der beste erste Eindruck, den man sich nur wünschen kann.

Mittlerweile war es vier Uhr amerikanischer Zeit und bei uns in Deutschland schon Nacht. Miri sah auf dem Transfer vom Flughafen zu unserem Appartement ziemlich fertig aus, aber nun waren auf einmal wieder ihre Lebensgeister geweckt. Nach einer schnellen Dusche und nachdem das Wichtigste ausgepackt war, machten wir uns auf einen ersten Erkundungsausflug.

Dieses Mal auf die andere Seite unserer Straße, Richtung Hafen. Ausgerüstet waren wir mit einem ausgedruckten Plan der Gegend, welchen wir von Donna erhielten. Hier sah es schon wesentlich besser aus. Geschäfte und kleine Diners säumten die Straßen und von weitem konnte man schon den Hafen erkennen. Nachdem wir uns in einem Supermarkt in der Nähe mit Wasser versorgt hatten, liefen wir um den Store herum und standen am Wasser.

Auch wenn die Statue of Liberty nur sehr klein und in einiger Entfernung zu sehen war, war es dennoch bewegend, zumal in diesem wunderbaren Licht des New Yorker Sonnenunterganges.

Wir liefen ein wenig weiter und uns bot sich ein anderer, aber ebenfalls großartiger Anblick

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Allmählich begann der Jetlag seinen Tribut zu fordern und wir konnten die Müdigkeit nicht mehr ignorieren und so machten wir uns auf den Rückweg. Auf halber Strecke hielten wir in einem Diner an und aßen eine Kleinigkeit. Als besonderes Bonbon und zum Abschluss eines perfekten ersten Tages, waren wir zufälligerweise in einem Diner gelandet, in welchem an jedem Mittwochabend eine Jazz-Session statt fand.

Wir waren definitiv in Amerika.

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Donnerstag 14.04.2017

Der heutige Tag war nicht minder aufregend. Nachdem wir aufgestanden und fertig gemacht hatten, begaben wir uns mit der Subway nach Downtown Manhattan. Als wir aus der U-Bahn ans Tageslicht kamen, war dies schon ein überwältigender Anblick. Aus dem beschaulichen Brooklyn kommend, standen wir auf einmal zwischen all den Wolkenkratzern. Man kam sich wie ein Ameise vor, wobei die Hochhäuser in Frankfurt jetzt auch nicht viel kleiner sind, dennoch war es komischerweise ganz anders.

Ich hatte in Deutschland schon einen New York Pass für uns beide besorgt, so dass wir bei den Eintrittspreisen sparen konnten. Im Vergleich zum gestrigen Tag war es heute morgen ausgesprochen kühl und wir waren dankbar für die dicken Jacken, die wir dabei hatten.

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Beim Anstehen in der Schlange für die Sicherheitskontrollen, passierten wir eine große ziemlich demolierte Kugel aus Metall. Bei näherem Betrachten wurde klar, was es ist. Dieser bronzene Globus stand einst zwischen den beiden Türmen des World Trade Center und wurde bei den Anschlägen fast komplett zerstört. Er steht heute hier an dieser Stelle, um an den Terror zu erinnern. Das macht es auch leichter die Sicherheitskontrollen, welchen man ständig unterzogen wird, zu ertragen.

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Wir lösten unsere Fährtickets ein und begaben und auf den Weg zur Freiheitsstatue.

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Wir hatten sie schon so oft gesehen; auf Bildern, im Fernsehen und in Filmen, doch das hier war etwas ganz anderes. Sehr beeindruckend. Auch der Blick auf das sich entfernende Manhattan vom Boot aus, war großartig.

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Als wir zu Füßen dieser eindrucksvollen Lady standen, war das schon etwas Besonderes und natürlich wurden auch wir von der Selfie-Manie angesteckt.

Als wir den Ausblick auf die Stadt und das langsam wärmer werdende Wetter mit der strahlenden Sonne ausgekostet hatten, bestiegen wir wieder das Schiff, um weiter nach Ellis Island zu fahren. Die Insel, auf welcher Einwanderer aus aller Welt in den ersten Kontakt mit Amerika traten. Schon der erste Anblick dieses alten, kunstvoll gestalteten Gebäudes war toll.

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Das Gebäude, wie auch die Erklärungen waren richtiggehend bewegend und ergreifend. Unglaublich, was Menschen hinter sich ließen und auf sich nahmen, um eine neues Leben in einer völlig fremden Welt zu beginnen. Die Halle, in welcher die Daten der Einwanderer aufgenommen wurden, war sehr groß und fast einschüchternd. Man kann sich nur ansatzweise vorstellen, was diese Menschen wohl empfunden hatten und es ist besonders bewegend, weil dieses Thema auch momentan so aktuell ist.

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Hier hatten wir uns wirklich viel Zeit gelassen, denn es war interessant gemacht und sehr kurzweilig. Wir hatten einen Audioguide, welcher uns, mit vielen Informationen, strukturiert durch die Gebäude führte.

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Nach einiger Zeit verließen wir dann wieder via Schiff die Insel und kehrten nach Manhattan zurück. Ich wollte schon sagen ans Festland, aber das stimmt ja nicht ganz, denn auch Manhattan ist eigentlich eine Insel.

Zurück in Manhattan machten wir uns auf die Suche nach Nahrung und wurden auch an einem der vielen Hotdog-Wagen in der Wallstreet fündig, welche mittlerweile alle auch Hallal- und vegetarische Nahrung haben.

Anschließend ließen wir uns von der Stadt treiben und liefen einfach der Nase nach.

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Wir kamen an einen großen Platz und standen plötzlich vor einem der riesigen Bassins des zerstörten World Trade Centers.

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Das 9/11 Museum werden wir in den nächsten Tagen besuchen.

Überall auf den Straßen ist ein unglaublich hektisches lautes Treiben. Permanent hat man die Sirenen von Ambulanz und Feuerwehr im Ohr und auch zivile Einsatzfahrzeuge machen einen ganz besonders eindrücklichen Lärm. Die Menschen sind auf den Straßen, trotz des 11. September und es ist immer wieder gut zu sehen, dass sich die Bevölkerung durch Terror nicht in ihrer Freiheit und in ihrer Art zu Leben reglementieren lässt.

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Interessant sind auch die vielen Missionare, die für Jesus unterwegs sind. Miri hatte eine sehr eindrucksvolle Erfahrung mit einer asiatischen Christin gemacht, welche, einen Kopf kleiner als Miri, an ihr hochsprang und immer wieder laut rief : „Jesus is your savior. HALLELUJA. Jesus is for all of us HALLELUJA.“

Wer die Gillmore-Girls kennt, möge sich an dieser Stelle einfach Mrs. Kim vorstellen – das kommt ungefähr hin. Sie wedelte mit einem Flyer vor Miris Gesicht herum, welchen meine zutiefst erstaunte, aber auch zugleich eingeschüchterte Tochter entgegennahm. Ich hatte meinen Spaß. Vor allem als Miri den Zettel nahm und „Amen“ sagte. Ein paar Schritte weiter sagte sie nur noch „Wow.“ Das nenne ich missionarisches Christentum.

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Freitag 15-04-2017

Da meine Hose auf Grund eines ziemlich heftigen Sturzes meinerseits auf dem schlaglochreichen Brooklyner Pflaster nur noch aus Fetzen bestand, was zwar mittlerweile in ist, aber … wer mich kennt weiß, dass es mir schon immer Schnuppe war, was gerade angesagt ist, hatte ich das Bedürfnis eine neue Hose zu erwerben und zwar eine, die nicht jedermann mein, in allen Farben leuchtendes und bis zum Knöchel angeschwollenes Bein zeigt. Bilder dazu erspare ich euch, aus dem selben Grund aus welchem ich es bisher verschwiegen habe, dass ich überhaupt gestürzt bin. Ist schon peinlich, wenn man zu blöd ist um geradeaus zu laufen, in der Gegend rumguckt und dann wie ein Geschoss auf den Boden einschlägt. Es geschah am allerersten Tag, als wir unseren ersten Rundgang machten. Die letzten Tage waren, und das ist nicht übertrieben, die Hölle, aber da ich nicht weiß, ob ich jemals wieder nach New York komme: „Augen zu und durch.“ Wenn es sein muss, bin ich wirklich hart im nehmen. Da ich mir auf dem Hinflug, also an dem Tag, als es passierte, Clexane gespritzt hatte, ein Medikament, welches die Blutgerinnung hemmt (zur Thromboseprophylaxe), war das natürlich ganz besonders besch… Zuerst schwoll mein Knie an, das linke mehr als das rechte – ja ganz recht, was ich mache, mache ich richtig – es mussten natürlich beide Knie sein, danach der komplette Unterschenkel, ab dem Kniegelenk bis zum Knöchel. So ein schönes Hämatom habe ich in freier Wildbahn schon lange nicht mehr gesehen. Mittlerweile sieht mein Bein wie ein Regenbogen aus und ich bin froh, jetzt die Beine hochlegen zu können. Das es schweineweh tut muss ich wohl nicht explizit erwähnen. „Hi Astrid – Ich kann dir jetzt ziemlich gut nachempfinden, aber humpeln kann ich besser als Du…:-)“

Mmmh, wie kam ich jetzt darauf? Ach genau, die neue Hose, denn ich hatte nur zwei mitgenommen. Wir fuhren am Morgen mit dem Bus nach Brooklyn-Heights. Es ist ein Mini-New York und hat seinen ganz eigenen Charme, wenn auch an manchen Stellen ein wenig marode. Sogar kleine eigene Wolkenkratzer hat es.

Zuallererst fanden wir eine Bäckerei mit dem Namen „Stolle“. Es sah verlockend aus was sie hatten und der Kaffee war der beste, den ich bisher in New York getrunken habe.

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Die Geschäfte machen hier alle erst um 10:00 auf und so hatten wir Zeit. Im ersten Laden fand ich eine Jeans, die mir gut gefiel und nur 29$ kostete. Da der Laden aber einen Ausverkauft hatte, bezahlte ich letztendlich nur 17$. Da kann man nichts sagen und es ist sogar eine Jeans ohne Löcher.

Dann endlich ging es wieder auf die andere Seite, nach Manhattan. Wir hatten keinen Plan für den heutigen Tag, stiegen in die Subway, irgendwo in Manhattan wieder aus und liefen einfach darauf los. Kurze Zeit später erkannte ich, wo wir waren und wir lösten ein weiteres Ticket unseres New-York-Passes ein.

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Genau, das Empire State Building. Die Schlange draußen auf der Straße war schon erschreckend, da sie fast um den gesamten Block ging, aber dennoch ging es unerwartet schnell vorwärts. Die Amis haben ihre Warteschlangen echt im Griff. Auch wenn sie noch so lang sind, so richtig viel Zeit mit Anstehen haben wir noch nie verbracht, trotz der permanenten Sicherheitschecks. Als erstes fuhren wir hoch in den 80. Stock und das mit einer rasenden Geschwindigkeit. Ca. 10 Stockwerke / 3 Sekunden – der Fahrstuhl rast quasi nach oben, aber dennoch merkt man es nicht. Man sieht es nur auf der Anzeigetafel, aber das reichte mir völlig, vor allem wenn ich daran dachte, dass diese Fahrstühle von einem Mensch mit einer Fernbedienung gestartet werden, dieser aber nicht mitfährt. Im 80. Stock angekommen gab es erst einmal einen Zwischenhalt. Wir konnten hier in den Innenräumen, hinter Glas, die Aussicht genießen.

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Als wir alle vier Himmelsrichtungen betrachtet hatten, fuhren wir weiter in 86. Stock auf die Aussichtsplattform. Es war ein traumhafter Sommertag, die Sonne brannte und die Jacken, die wir mitgebracht hatten verstauten wir im Rucksack. Es gibt hier ein perfektes System, um zu verhindern, dass zu viele Menschen auf einmal auf der Plattform sind. Nur für jeden Aufzug, der Menschen nach unten befördert, darf auch ein Aufzug mit der selben Anzahl Leute wieder nach oben.

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Von hier oben sieht die Welt mit ihren Bewohnern so winzig klein aus und es macht einfach Spaß, sich die Stadt von hier oben anzuschauen. Zwischen hochmodernen Skyscrapern entdeckt man immer wieder faszinierende klassische Architektur,

aber es gibt auch einige Dachgärten, die höchstwahrscheinlich unerschwinglich sind, zumindest für die Leute, die ich kenne. OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Wir haben uns dort oben viel Zeit gelassen, denn das Wetter war perfekt.

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Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, war es schon Mittag und wir wanderten durch die City, auf der Suche nach etwas Essbarem. In der Nähe des Flatiron Building

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fanden wir eine Bude, die Fleischspieße und Pommes anbot,

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die ausgesprochen lecker aussahen und auch so schmeckten. Wie echte Einheimische setzten wir uns in den nahe gelegenen Park und beobachteten bei unserem Lunch die Menschen und die Eichhörnchen.

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Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zur Synagoge, da heute Freitag Abend ist und wir zum Gottesdienst wollten. Ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig verschätzt hatte, was die Strecke anbelangte. Die 5th Avenue ist länger, als sie auf dem Stadtplan erscheint, aber die Mühe hatte sich gelohnt, denn unterwegs fanden wir viele tolle Bauwerke.

Ein Gebäude zog mich ganz besonders in seinen Bann und ich vermutet darin etwas Einzigartiges.

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Es war die New York Publik Library und sie hielt, was sie von außen versprach. Wer mich kennt, der weiß, dass ich, wenn es um Bücher geht, nicht mehr zu halten bin. In diesem Moment bedauerte ich, nicht mehrere Wochen hier zu sein. Warum? Nun seht selbst:

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Schon alleine die Eingangshalle war überwältigend, aber in den oberen Stockwerken machte mein bücherliebendes Herz einen Satz:

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Diese Bibliothek ist ein Traum für jeden Bookaholik.

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Wie wahr. Hier waren meine Seelenverwandten am Werk.

Nun mussten wir uns aber sputen, um wirklich noch rechtzeitig zum Gottesdienst zu kommen. Die Synagoge Emanu-El befindet sich in Höhe des Central Parks und wir mussten noch ein paar Blocks hinter uns bringen, bis wir endlich da waren. Dabei passierten wir noch den Trump Tower und Tiffany’s, welches wir aus dem Film „Breakfast at Tiffany’s“ mit Audrey Hepurn kannten.

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Endlich, ein paar Minuten vor Beginn des Freitagabend Gottesdienstes kamen wir an und fanden schon das Gebäudes an sich sehr schön.

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Der Innenraum ließ uns erst einmal innehalten.

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In solch einer schönen Synagoge haben wir noch nie an einem Gottesdienst teilgenommen. Hier wurde uns wieder einmal schmerzlich bewusst, was durch die Diktatur und die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland wirklich ausgelöscht wurde. Solche Synagogen gab es auch bei uns. Die Wiesbadener Synagoge stand, was die Schönheit anbelangte, dieser in nichts nach, aber würde sie noch bestehen, gäbe es nicht mehr genug Juden bei uns, um sie wirklich zu füllen. Das ist das wirklich schmerzliche daran und es tut weh.

Der Gottesdienst war ebenfalls komplett anders, als wir ihn kennen. Zu Beginn wurde die Orgel gespielt – ja, richtig gelesen, eine Orgel – und dann begann der Gottesdienst. Bis auf wenige Segenssprüche komplett in englischer Sprache. Für denjenigen, der kein Hebräisch versteht mit Sicherheit sehr schön, aber für uns war es schon komisch. Auch die Amida wurde nicht gebetet und das „Schema Israel“ war in Englisch befremdlich. Auf der einen Seite fehlte uns beiden unser orthodoxer hebräischer Ritus, aber auf der anderen Seite waren wir auch begeistert. Der Kantor hatte eine so kräftige, wunderschöne Stimme und der Chor der Gemeinde verursachte mir Gänsehaut (in positivem Sinne). Die Lieder waren voller Fröhlichkeit und hatten stellenweise sogar etwas gospelhaftes. Es machte aber auch Freude den beiden Rabbinerinnen zu lauschen. Insgesamt drei sehr charismatische Menschen, die den Gottesdienst für uns, zu einem einmaligen Erlebnis machten.

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Auch hier war ich traurig, nicht länger in New York zu sein. Ich wäre sehr gerne noch einmal zurückgekommen. Beim anschließenden Kiddush wurden wir von der Rabbinerin begrüßt und nach unserer Heimat befragt. (Die Bilder von der Synagoge und den Rabbinerinnen und Kantoren habe ich aus dem Internet heruntergeladen, da ich natürlich während des Gottesdienstes nicht fotografiert habe.)

Todmüde, fix und fertig und mit einem extrem schmerzenden Bein suchten wir dann nach einem Bus nach Hause. Wir gerieten an einen sehr netten Busfahrer, der uns noch half die richtige Subway-Station zu finden, obwohl er schon grenzwertig genervt war von mir, da ich an jeder Haltestelle fragte „NOW?“ und er irgendwann in einem höflichen aber bestimmten Ton anmerkte. „Don’t ask me anymore, I tell you, when we are there“ Ich muss wohl nicht erwähnen, dass Miri nur grinste.

Wieder ist ein Tag vorüber, mit wahnsinnig vielen Eindrücken und wunderbaren Erfahrungen.

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Shabbat 15-04-2017

Ein Wunder!!! Ich wachte heute morgen auf und mein Bein tat nicht mehr weh. Anscheinend hat aggressives Zuwarten und ignorieren doch geholfen, vielleicht auch das Gebet für die Kranken von gestern; wer weiß.

Wir begannen den Tag mit einer Fahrt nach Brooklyn Heights und gingen dann zur Brooklyn Bridge, die oftmals als 8. Weltwunder bezeichnet wird. Diese Brücke ist schon imposant, aber vielleicht auch nur, weil man sie aus einschlägigen Maffia-Filmen kennt. Ich verbinde zumindest immer italienische und jüdische Gangster mit ihr.

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Als man mir erzählte, man bräuchte 20 Minuten, um die Brücke zu Fuß zu überqueren dachte ich noch, „Was für ein Quatsch“, aber es ist wirklich so. Man bleibt so oft stehen um zu fotografieren oder einfach nur die Aussicht zu genießen. Wir brauchten sogar ein wenig länger, aber das war OK.

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Je mehr wir uns der anderen Seite näherten, also Manhattan, desto trüber wurde es, was der Brücke aber auch einen ganz besonderen Charme verlieh. Das erste mal sahen wir Wolken in New York.

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Und natürlich darf das obligatorische Selfie nicht fehlen:

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In Manhattan angelangt, wurde es dann auch kühl und wir verwarfen den Plan, in den Central Park zu gehen. Da wir in der Nähe des World Trade Centers waren, besuchten wir daraufhin die Ausstellung, bzw. das Museum.

Im Gegensatz zu Miri, hatte ich den 9/11 erlebt, zwar in Kapstadt, aber ich kann mich heute noch an die Bilder aus dem Fernsehen erinnern und die Fassungslosigkeit, die uns alle überfiel, dass Menschen zu etwas Abartigem in der Lage sind. Für Miri war das was ganz anderes. Sie wusste zwar, dass es einen Anschlag auf die Zwillingstürme gab, bei welchem diese komplett zerstört wurden, aber das wahre Ausmass dessen, was an diesem Tag geschah, das wurde ihr, glaube ich, erst heute bewusst. Niemals zuvor wurden so viele Menschen auf einen Schlag durch einen feigen terroristischen Anschlag getötet und nicht nur die Menschen in den Gebäuden und den Flugzeugen. Auch all jene, die, im Gegensatz zu denen, die versuchten fluchtartig die Treppen hinab in Freie zu gelangen, die Treppen hoch stiegen um zu jenen zu helfen, die dort oben eingeschlossen oder verletzt waren und dabei, mehr oder weniger wissend, in den eigenen Tod gingen. Miri war richtiggehend schockiert und fassungslos, ob der Abartigkeit dieser Tat. Ich möchte in meinem Reiseblog wirklich nicht politisch werden, aber das muss ich einfach loswerden. Die meisten dieser Attentäter waren palästinensischer Herkunft. Das sollten sich mal all diejenigen vor Augen halten, die immer wieder brüllen „Böses Israel, Arme Palästinenser“. Natürlich sind nicht alle Palästinenser Attentäter, aber Israel hat so etwas noch nie getan. Im Gegenteil. Sie sind mittlerweile diejenigen, die andere Länder ausbilden und unterstützen, wenn es um Terrorbekämpfung und Prävention geht. Hier muss man sich ganz deutlich vor Augen halten, wer die waren Bösen sind und es sind nicht die Juden. Wenn ich dann höre, dass es Menschen gibt, die allen ernstes behaupten, der Anschlag auf das WTC wäre ein jüdischer Komplott gewesen, dann werde ich richtig zornig.

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„No Day Shall Erase You From The Memory Of Time“ Ein Zitat von Virgil, welches hier in Buchstaben festgehalten wurden, die aus dem Material der zerstörten Türme geformt wurden. Die blauen Kacheln sollen an die Farbe des Himmels an jenem Tag erinnern, denn es war ein wunderschöner Spätsommertag gewesen, bevor Fanatiker beschlossen, das Leben von fast 3000 unschuldiger Menschen auszulöschen. Sie konnten die Leben auslöschen, aber niemals die Erinnerung an sie. Das ist es, was diese Wand besagt.

Als wir an der Wand entlang gingen, deren Thema, die Attentäter und Osama Bin Laden war, wurde meine liebe, sanftmütige Tochter dermaßen wütend, dass der Museumsführer, welchen sie in der Hand hatte nur noch ein Papierknäuel war, weil sie gar nicht mehr wusste, wohin mit ihrer Wut.

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Dies ist ein Teil der Antenne des Nordturmes.

Diese beiden Stahlstreben, welche zu jenen gehörten, die den Türmen ihr ganz besonderes Aussehen verliehen, kann man am Eingang des Museums sehen.

Und dann sieht man dieses Bild hier

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Dieses Bild wurde nur Minuten vor dem Anschlag aufgenommen, als für alle New Yorker, dieser Tag ein Tag wie jeder andere war, nur besonders schön, hell und freundlich. Wie er enden würde und wie er Amerika und den Rest der Welt verändern und beeinflussen würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand. Wir können es heute kaum glauben, das es wirklich geschah.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAWir waren ausgesprochen lange in der Ausstellung und als wir wieder hinausgingen, war es wirklich schon Abend und auch auf dem unteren Bild sieht man die Auswirkungen des 11. September. Eine Counter-Terror-Unit des NYPD.

Wir fuhren, da uns kalt war, zurück nach Brooklyn. Morgen werden wir den Tag mit etwas schönem beginnen. Wir wissen noch nicht was, aber Ideen haben wir genug.

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16_12-2017 Sonntag

Wir starteten heute mit einem Frühstück in Chelsa Market. Eine riesige Markthalle aus braunem Backstein, mit unglaublich vielen verschiedenen Arten von Restaurants und Cafés. In der Stadt gibt es auch immer wieder Ecken, die koscheres Essen anbieten, was für uns sehr schön ist. Ein Restaurant dort, war ein israelisches und sie verkauften dort auch ein Kochbuch des Inhabers, was mich wirklich anlachte, aber es war einfach zu schwer, um es mit zunehmen. Ich habe ein Foto gemacht und hoffe, dass ich es in Deutschland irgendwie besorgen kann.

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Weiter ging es zur High Line. Sie ist eine wirklich tolle Idee, aus alten Dingen, die nicht mehr im Gebrauch sind, etwas sinnvolles und schönes zu machen, anstatt sie zu entsorgen.

Der Verkehr der Güterzüge der West Side Line auf einer Straße führte zu zahlreichen Unfällen mit Fußgängern und Fahrzeugen, was der 10th Avenue den Namen der Death Avenue einbrachte. Die New York Central Railroad, die Stadt und der Staat New York einigten sich deshalb 1929 im Rahmen eines Stadterneuerungsprogramms darauf, die Strecke durch eine Hochbahntrasse – die heute so genannte High Line – zu ersetzen.

1932 wurde die High Line in Betrieb genommen. Die Erschließung der Industriebetriebe in West Chelsea und des Meatpacking-Distrikts erfolgte durch Gebäudeanschlüsse im 2. bzw. 3. Obergeschoss der Fabriken und Lagerhäuser. Der Endbahnhof und Depot der High Line lag zwischen Clarkson Street und Spring Street, und der Name St. John’s Park Terminal wurde auch für das neue Terminal verwendet.

In den 1950er Jahren ging die Nachfrage nach Schienenanschlüssen durch die Fabriken und Fleischereibetriebe zurück, weil sich durch den starken Ausbau des Highway-Netzes der Güterverkehr immer mehr auf LKW verlagerte. (Quelle: Wikipedia)

2009 wurde der erste Abschnitt eröffnet, welchen man der Bevölkerung als Ort der Erholung über den Straßen von New York schenkte. Mittlerweile zieht sich der Bereich der begrünten High Line über eine sehr große Strecke. Da wir hier in New York immer noch Sommer haben, war es schön, dort entlangzulaufen.

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Immer wieder stößt man auf blühende Pflanzen

und Orten an denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint

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aber es ist auch Platz für Kunst:

und Musik:

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und man darf auch seine Meinung veröffentlichen, wie hier an dieser Hauswand:

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Wir kamen noch an vielen sehr interessanten Orten vorbei. Vielleicht keine besonders schönen für einen Bildband, aber Orte, die zeigen, dass es hier weitergeht, dass gebaut, entwickelt und Zukunft geplant wird.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm Ende des Weges, waren wir den Erbauern der U-Bahn dankbar, denn wir waren schon ein wenig geschafft. Es war nicht nur warm, sondern richtiggehend heiß, so dass Miri sogar ihren Regenschirm (den sie immer mitnimmt, auch im Hochsommer) als Sonnenschirm nutzte.

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Wir nahmen die U-Bahn Richtung Central Park, denn uns war nach einer Rast an einem schönen schattigen Plätzchen. Als wir die U-Bahn verließen, standen wir auf einmal in einem wunderschönen alten Bahnhof.

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Hätten die Menschen nicht Handys und moderne Kleidung, hätte man glauben können, die Zeit sei stehen geblieben.

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Dieser Bahnhof ist wunderschön und viele kennen bestimmt die große Uhr in der Mitte.

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Die Decke ist mit den Sternbildern der Sternkreiszeichen gestaltet. Ein wunderschönes zartes Blaugrün mit funkelnden Sternen darin

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Wir waren tief beeindruckt.

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Wir fuhren dann mit dem nächsten Zug Richtung Central Park und kamen an dem berühmten Buchladen Shakespeare and Company vorbei. Solche Buchläden will ich auch zu Hause haben. Zum Lesen, plaudern, kaufen, essen und Kaffee trinken. Hier stellten wir uns auch unser Mittagessen zusammen.

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Mit unserem Lunchpaket machten wir uns auf dem Weg zu dem berühmtesten Park der Welt und passierten dabei wunderschöne Straßen:

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Dann endlich waren wir dort. Wir suchten uns ein schattiges Plätzen, aßen unsere Salate und beobachteten die Menschen. Egal wie interessant, quirlig und aufregend diese Stadt ist, der Central Park zeigt eines ganz besonders deutlich. Die Sehnsucht der Menschen nach Natur und Pflanzen zum erholen. Die Notwendigkeit einer Oase.

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Es war so heiß, dass die Menschen Schlange standen an den Wasserspendern.

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Dennoch wurde es ein wenig dunkel und da wir in der Nähe des Naturhistorischen Museums waren, begaben wir uns dorthin. Wir erfuhren, dass sie bald schließen würden und so beschlossen, wir am nächsten Tag wiederzukommen, wenn wir mehr Zeit haben. Von diesem Museum sprach Miri schon in Deutschland. Einer ihrer Lieblingsfilme wurde dort gedreht: „Nachts im Museum“

Dennoch machten wir eine kurze Rast unter dem großen Dinosaurier, dessen zu Hause die Eingangshalle des Museums ist.

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Im Anschluss durchstreiften wir die Straßen

und die Geschäfte,

bis wir am Time Square eine weitere Rast einlegten.

Dies war auch der Abend, an welchem wir auf das Dach des Rockefeller Centers wollten. Perfekt. Wir hatten noch 26 Grad und es war wirklich eine Sommernacht. Als wir unsere Tickets einlösen wollten, gab man sie uns, mit der Anweisung um 22:45 !!! wieder da zu sein. Wir haben wirklich überlegt, ob wir nicht lieber einen festen Termin für den nächsten Tag ausmachen sollten, aber das schöne Wetter und die angenehme Temperatur waren ausschlaggebend, eineinhalb Stunden irgendwie zu überbrücken. Wir setzten uns in die Nähe des RFC an einen Brunnen und plauderten. Miri hatte die Füße im Wasser, ich meinen Kopf auf ihren Beinen und wir schauten beide in den Himmel und fingen an zu singen, was uns gerade in den Sinn kam. Alles, von „Go down Moses“, einen Kanon und ein uraltes Weihnachtslied. Es liefen einige Leute an uns vorbei, die uns komisch ansahen, aber das störte uns nicht im mindesten. Wir sind in New York, da darf man sein, wie man ist. Dieser Abend an dem Brunnen, der wird zu den Dingen gehören, an die ich mich immer besonders gerne erinnern werde, denn es sind die kleinen Dinge des Lebens, die solch eine große Bedeutung und Aussagekraft haben und es macht mir wieder klar, wie schön es ist, mit Miri zu reisen. Sie ist so unkompliziert, interessiert in Allem, aber auch so spontan, wenn es eine Abweichung des Geplanten gibt. Mit ihr kann man einfach draufloslaufen und abwarten was passiert. Sie ist so witzig, wortgewandt und interessiert sich so sehr für die Menschen, ihre Kultur und generell alles, was um sie herum geschieht. Sie spricht mit mir über den krassen Gegensatz zwischen fast überquellendem Reichtum und der lebensbedrohenden Armut, die hier in New York oft kaum einen Meter von einander getrennt zu sehen sind und wir traurig sie das macht, aber sie lacht auch so gerne. Mit ihr ist keine Minute langweilig und wenn man mitten in der Nacht auf dem Rand eines Brunnen mit ihr liegt und singt und quatscht, dann ist mir ganz besonders bewusst, welches Geschenk sie ist und welch wertvoller, toller Mensch.

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Um 22:30 machten wir uns dann wieder auf den Weg zum RFC.

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Im Innenhof des Rockefeller Centers befindet sich eine Eisbahn, auf der Menschen in Sommerkleidern Schlittschuh liefen. Das war schon skurril.

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In 40 Sekunden waren wir mit dem Fahrstuhl im 70. Stockwerk und dann traten wir auf die Dachterrasse, um unseren Blick über das nächtliche, beleuchtete New York zu werfen. Das war ein beeindruckender Abschluss des Tages.

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17.04.2017 Montag

Wir fuhren heute etwas später los, da Miri noch sehr müde war. Wir kamen gestern erst nach 1:00 am ins Appartement und so ließ ich sie erst einmal ein wenig schlafen. Wir kamen um 10:30 in Manhattan an und begaben uns noch einmal zum Chelsa Market, welchen wir gestern nur kurz gesehen hatten, der uns aber so gut gefiel. Dort taten wir etwas, was wir noch nie gemacht hatten. Wir aßen zum Frühstück Pizza! Wir gingen durch den ganzen Mark auf der Suche nach einem kleinen Frühstück und alles sah irgendwie ansprechend aus. Chelsa Market ist schon etwas besonders. Als Andrea mir davon erzählte, konnte ich mir gar nichts darunter vorstellen, aber nun weiß ich, was sie meinte:

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und dann kamen wir bei diesem Italiener vorbei und wir fragten uns: „Kann man zum Frühstück Pizza essen?“

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„Definitly, yes we can!“

Heute morgen war es bewölkt und kühl und auch wenn ihr uns in Deutschland für diese Aussage für bescheuert haltet, wir waren froh drum. Es war angenehm sich wieder etwas abzukühlen und wir fuhren mit dem C-Train Richtung Central Park.

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Ganz genau, unser Weg führte uns zurück ins Museum of Natural History, wo wir schon gestern kurz waren, uns aber leider die Zeit fehlte. Wir begannen mit der Kategorie Weltraum, aber die war leider ein wenig enttäuschend und nicht gut gemacht, bis auf den Besuch des Planetariums. Das war sehr schön, auch wenn Miri maximal gereizt war, ob der Frau die neben ihr saß und lautstark auf ihrem Kaugummi herumknatschte,

Die Ausstellungen mit den Tieren und den Menschen der Erde wiederum waren toll gemacht. Wunderschöne Räume, Exponate in holzumrandeten Schaukästen und natürlich die Ausstellung der Dinosaurier. Aber auch die Dumm-Dumms waren dabei. 🙂

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Als das Museum schloss, gingen wir wieder in den Central Park, dieses Mal aber an das andere Ende. Mittlerweile war das Wetter anscheinend wieder sommerlich geworden.

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Am Ende sahen wir noch bei einem Baseballspiel zu.

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bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten. Unterwegs hielten wir noch in „Little Italy“ an, denn italienisches Essen geht bei Miri immer – egal ob morgens, mittags oder abends.

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18.04.2017 Dienstag

Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Tatsächlich ist heute unser letzter Tag, den wir komplett in New York verbringen. Wir hatten keinen Plan, was wir tun wollten, bis auf den Start. Einen weiteren Besuch bei Miris Lieblingsbäcker. P&B. Wir frühstückten dort und da wir unseren New York Pass bis auf ein Museum komplett abgearbeitet hatten, verbrachten wir den heutigen Tag zum letzten Mal in Manhattan, um durch die Läden und die Straßen zu schlendern. Miri wollte noch zu Desigual, weil ihre Omi ihr noch etwas schenken wollte und sie wollte auch gerne noch einmal in ihren Lieblings-Duftshop „Lush“. Zuvor hatte ich aber noch einen Stop im Sinn. Wir verließen die U-Bahn in der Canal Street und standen hier:

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Little Italy. Es ist kein großes Viertel, aber es hat seinen ganz besonderen Charme.

An einer Hauswand in einem Hof war ein Zeichnung zu Ehren der Italoamerikaner, welche in den verschiedenen Kriegen ihr Land verteidigt hatten.

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Weiter ging es zum anderen Extrem, nach Chinatown. Das ist wirklich ein wenig chinesisch, aber dennoch ganz anders als das Chinatown in London. Hier kommen ein paar Bilder, die hoffentlich ein wenig die Atmosphäre dieses Teils der Stadt wiederspiegeln:

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Wir kauften in einem echten chinesischen Teeladen Hibiskustee und sahen uns die verschiedensten Läden an. Hier gab es alles: Apotheken, Praxen für Akkupunktur und Schröpfen, Fischgeschäfte, Kultgegenstände und vieles mehr.

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und wir besuchten einen buddhistischen Tempel.

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Dies ist eine komplett andere, aber nicht minder faszinierende Seite von New York. Im Anschluss fuhren wir weiter nach Norden.

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Miri wurde in fast allen Geschäften fündig.

Später schlemmte Miri ein typisches New Yorker Gericht: Belgische Waffeln mit Banane und Nutella. 🙂

Die Subway ist wirklich etwas Tolles und ich bedauere, dass es keine in Mainz und Wiesbaden gibt, die beide Städte miteinander verbindet, aber dennoch sind wir froh, wenn wir wieder Auto fahren können, Diese Treppen in New York haben uns geschafft. Ich dachte zu erst es geht nur mir so, weil ich mittlerweile so untrainiert bin, aber Miri litt genauso, das hat mich dann etwas getröstet. Normalerweise läuft man auch nicht so viel wie wir in diesen Tagen. Wir haben tatsächliche viele Strecken zu Fuß zurückgelegt und dabei auch fast den kompletten Central Park durchquert. Miri wollte sich unbedingt noch eine Polaroidkamera kaufen, aber mit Tax war der Preis nicht wirklich günstiger als in Europa. Schon lustig wie sich die Trends ändern. Was waren wir früher froh, als wir eine richtige Kamera hatten und waren diese grässlichen Sofortbildkameras mit den grottigen Bildern los, heute sind sie wieder in.

Es war heute so ein wunderschöner sonniger Tag, dass wir das letzte Museum, welches uns auf unserem New York Pass fehlte, sausen ließen. Ich ging ja davon aus, als ich den Pass kaufte, dass der ein oder andere kalte und verregnete Tag dabei sein würde, an welchem man froh wäre, Unterschlupf in einem Museum zu finden, aber die Sonne schien beständig 7 Tage lang. Heute hagelte es What’s App Nachrichten aus Deutschland, die von Kälte, Kamin, dicken Jacken und SCHNEE!!!! berichteten. Unsere amerikanischen Gastgeber wollten es gar nicht glauben.

Wir hielten uns dann nicht allzu lange in der Stadt auf, sondern begaben uns zum Abschied noch einmal aufs Wasser. Wir bestiegen die kostenlose Staten Island Ferry und hatten einen Traumhaften letzten Blick auf New York und die Freiheitsstatue.

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Den restlichen Abend verbrachten wir noch ein letztes Mal mit Donna und Michael. Sie haben uns mitten in New York ein wahres zu Hause gegeben. Michael kochte heute Abend und wir sprachen noch lange über Gott und die Welt. Es ist schade, die beiden zu verlassen, denn wir hatten viele gute Gespräche und sehr viel Spaß. Diese beiden sind weitere Australier, die uns mit ihrer bescheidenen und liebenswerten Art ans Herz gewachsen sind. Kaum zu glauben, dass wir morgen schon wieder nach Hause fliegen. Die Zeit verging wie im Flug, aber es hat sich mal wieder gezeigt: „Manchmal erkennt man erst im Nachhinein den Sinn von Dingen, die auf den ersten Blick schief laufen. Es war gut so, dass die ersten beiden Versuche, nach New York zu fliegen, scheiterten. Niemals hätten wir diese beiden netten Menschen kennengelernt und wir hätten beide Male nicht 7 Tage Sommer gehabt.

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Good bye Manhattan and thank’s for the good time we’ve spent with you. 

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Zum ersten Mal fühle ich mich als Jude in Deutschland alleine

Corona verändert das Leben eines jeden einzelnen, aber verändert es auch unser Verhältnis, bzw. unser Verhalten in Bezug zu unserem jüdischen Glauben? Wenn ja, wie äußern sich diese Veränderungen. Welche Veränderungen sind es, was sind die Konsequenzen? Sollten wir unser Leben in Bezug auf religiöse Gesichtspunkte unter der Prämisse Corona überdenken und verändern oder haben die Veränderungen schon stattgefunden? 

Fragen über Fragen dieser Art stürmen seit Beginn des Jahres auf mich ein und ja, ich sehe Veränderungen. Ich sehe sie bei mir, aber auch bei anderen. 

Ich gehe zwar regelmäßig und gerne zu den Gottesdiensten in die Synagoge, dachte aber immer, dass ich die Synagoge als Ort nicht zwingend brauche, um meinen Glauben zu leben. 

Als mit der ersten Corona-Welle die Gottesdienste ausgesetzt wurden, führte dies zu erhitzten Diskussionen und Widerstand seitens einiger Gemeindemitglieder. Ich schüttelte den Kopf darüber, dass man dem Vorstand der Gemeinde vorwarf despotisch und diktatorische zu handeln, und dass man sich in seiner persönlichen Freiheit eingeschränkt sah. Ich fand mich damit ab, dass in diesen ungewöhnlichen Zeiten keine Gottesdienste mehr stattfanden und konnte gut damit leben. So verbrachte ich die Shabbatot mit den Kiddushim zu Hause oder bei Freunden und fühlte mich in meinem jüdischen Leben nicht eingeschränkt. 

Die persönliche Erkenntnis, dass ich ebenfalls die Synagoge als Ort des Gebetes und der Gemeinschaft brauchte, ereilte mich vor den hohen Feiertagen. Aufgrund der begrenzt zugelassenen Anzahl der Gottesdienstbesucher, konnte ich mich nicht mehr anmelden und so sah es aus, als würde ich Jom Kippur alleine zu Hause verbringen. Dieser Gedanke schnürte mir die Kehle zu. Noch nie zuvor hatte ich Jom Kippur oder Rosh HaShana zu Hause verbracht. Warum waren mir genau diese Tage so wichtig? 

Wir als Juden gehören in Deutschland zu einer Minorität und oftmals kommt es vor, dass bei einem Gottesdienst noch nicht einmal ein Minjan besteht. An diesen hohen Feiertagen jedoch, ist die Synagoge voll und es ist schön zu sehen, dass es doch noch mehr als 20 Juden in meiner Stadt gibt. Diese volle Synagoge lässt einen weniger verletzlich erscheinen, weil man sich in diesem Moment nicht mehr so alleine fühlt. Ich fühlte mich das erste Mal in Deutschland als Jude alleine. 

Ja, ich kann alleine zu Hause beten, aber es ist nicht dasselbe. Ich möchte genau in diesen Tagen die Verbundenheit zu meinem Volk verspüren, die ansonsten, auf Grund unserer dezimierten Zahl an Juden hier in Deutschland, oft so schwer zu erfahren ist, und ich merke, dass mich diese Institution der Synagoge doch betrifft. Vielleicht brauchen wir doch die unmittelbare Sichtbarkeit der Gemeinschaft, um stark zu bleiben und um unsere jüdische Identität in Relation zu unserer Minorität in der nationalen Gesellschaft zu festigen; zumindest in der Diaspora. 

Nun kommt es zu einem weiteren lock down und wieder wird die Synagoge geschlossen. 

Gestern Abend rief mich meine 16jährige Tochter an, welche für ein Jahr in England lebt, da sie an einem Schulaustausch teilnimmt. Die jüdische Gemeinde dieser englischen Stadt ist auf Grund von Corona geschlossen und somit hat sie keinen Kontakt zu anderen Juden in ihrer Nähe. 

Sie klang traurig. Sie habe alleine in ihrem Zimmer die Shabbatkerzen entzündet, alleine gebetet und alleine gesungen. „Das ist nicht schön, ich fühle mich so einsam“, sagte sie mit bedrückter Stimme. 

Da es in einer orthodoxen Gemeinde halachisch keine Möglichkeit gibt, andere Wege zu finden, um gemeinsam zu beten, als in physischer Anwesenheit jedes Einzelnen, fragte ich mich, wie man es realisieren kann, dass Gemeindemitglieder dennoch gemeinsam beten können. 

Dann hatte ich eine Idee. Vor drei Jahren besuchten wir in New York den Gottesdienst des Temple Emanu-El, welcher uns sehr gut gefiel. In einem anschließenden Gespräch mit der Rabbinerin erfuhren wir, dass wir jederzeit auch in Deutschland an ihren Gottesdiensten teilnehmen können, da alle Gottesdienste auf der Homepage der Gemeinde in einem Livestream zu sehen und zu hören sind. 

Ich schickte meiner Tochter den Link der Synagoge und um 23:00 britischer Zeit, Mitternacht in Deutschland, loggten wir uns ein. Wir beide waren miteinander über Face Time verbunden und erlebten einen wunderschönen, feierlichen und bewegenden Gottesdienst. 

Zu Beginn sprach Jonathan Slaff, ein Mitglied dieser Gemeinde und Vorsitzender des Reader-Panels von Temple Emanu-El und nahm Bezug auf die angebotenen Online-Gottesdienste der Synagoge. 

„Wir sind eine Gemeinde vereint in Glauben, Hoffnung und Liebe. Außerdem wird unser Gottesdienst während der Covid 19 Pandemie weiterhin aus Sicherheits- und Gesundheitsgründen online stattfinden, […] wir sind in diesem Augenblick im Stadium eines herrlichen Experiments und in einem historischen Moment, wenn wir wissen, dass viele Menschen unserer Gemeinde und in unserer Internetfamilie, diesen täglichen Raum für Kaddish, Gebete und die Reflexion des virtuellen Abendgottesdienste, brauchen und schätzen.“[1]

Ja, wir waren nicht physisch anwesend und saßen in Deutschland und Großbritannien auf einem Sofa im Wohnzimmer, aber dennoch – wir waren dabei und die Lebendigkeit und Liebe der Rabbiner und des Kantors die spürten wir auch physisch. Ich sah, wie sich die Gesichtszüge meiner Tochter veränderten und sie begann zu lächeln. Wir waren beide glücklich an diesem, für uns ungewöhnlichen, Gottesdienst teilgenommen zu haben, auch wenn der Kabbalat Shabbat für uns mit 6 Stunden Verspätung stattgefunden hatte, aber das war in diesem Moment marginal. 

Die Zahl der neuen Coronafälle steigt und ich sehe Gemeindemitglieder, die entweder Angst haben mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, aber zugleich zu Hause vereinsamen weil sie alleine leben oder von ihrer Familie getrennt sind. Wir leben in einem großen Umkreis um die Gemeinde und die wenigsten, wohnen Laufnähe zur Synagoge, da Wohnungen in der Stadt nicht für jeden bezahlbar sind. Somit sind wir auf öffentliche Verkehrsmittel oder Autos angewiesen. Nun habe ich in der letzten Zeit immer öfter die Erfahrung gemacht, dass Gemeindemitglieder, die normalerweise streng religiös leben, auf einmal mit dem Auto zu den Gottesdiensten kommen und ich habe das Gefühl, dass sie sich dabei nicht wohlfühlen da sie, nach ihrem religiösen Verständnis, die Regeln des Shabbat brechen und mit Schuldgefühlen hadern. 

Nun frage ich mich, ob es nicht an der Zeit ist, vielleicht über einen generellen Paradigmenwechsel bezüglich des Shabbat nachzudenken. Man sollte sich fragen, wo die Prioritäten liegen. Ist es wirklich in Ordnung und gewollt, am Shabbat keine elektronischen Geräte oder das Auto zu benutzen und stattdessen zu Hause zu vereinsamen? Ist das Gottes Wille? Ist es besser in tiefe Depressionen zu fallen als die orthodoxen Regeln des Shabbat zu brechen? Wir haben hier in vielen Städten Deutschlands nicht die Option eine Synagoge zu wählen, die unserer Strömung entspricht, es sei denn wir leben in Berlin oder Frankfurt. Unsere Synagogen sind größtenteils orthodox ausgerichtet. Dennoch sehe ich auch, dass manche orthodoxe Gemeinden mittlerweile den Gottesdienst live übertragen, so dass die Gemeindemitglieder am Shabbat gemeinsam mit dem Kantor und dem Rabbiner beten können und ich finde das gut, denn es ist mittlerweile durch Studien belegt, dass auf Grund von Corona die Fallzahlen für neuaufgetretene Depressionen und leider auch Suizide eklatant gestiegen ist.

Wenn wir das Toragebot ‚Pikuach Nefesch‘[2] (פיקוח נפש) betrachten, dann sind wir verpflichtet, Leben zu retten und dies auch am Shabbat und somit den Shabbat halachisch zu entweihen. 

„Und so für jede Lebenserhaltung und selbst für den Zweifel einer Lebenserhaltung ist es eine Pflicht, dafür den Sabbat zu entweihen und dafür alle Verbote der Thora zu übertreten, da keine Sache der Lebenserhaltung gegenüber bestehen bleibt; denn die Thora ist nur um der Lebenden willen gegeben worden, […]“[3]

Nun, ich sehe es als ein Retten von Leben an, zu verhindern, dass Menschen in eine Depression verfallen weil sie vereinsamen, denn das kommt meiner Meinung nach einem inneren seelischen Tod in einem lebenden Körper gleich. 

Noch jetzt, 24 Stunden später, spüre ich den Frieden und den Segen in mir, ebenso wie die Verbindung zu meinem Volk, welche mir durch diesen online Gottesdienst zuteilwurden.

Veränderte Umstände erfordern es manchmal, dass wir unsere Regeln und Gewohnheiten überdenken und eventuell in Hinsicht auf ein größeres Wohl verändern und adaptieren. Wir fahren ja auch nicht mehr mit der Kutsche auf die Arbeit. 


[1] Auszug und Übersetzung der Rede von Jonathan Slaff beim Abendgottesdienst des Temple Emanu-El, New York, am 30.10.2020

[2] Vgl. Lev. 18, 5

[3] Rabbi Schelomo Ganzfried: Kizzur Schulchan Aruch, Kapitel 92, §1, S. 551, Basel 1969

Erinnern

Niemals zuvor habe ich ein so stilles Gedenken zum 9. November erlebt wie an diesem Tag. Es ist das Jahr 2020 und unser aller Leben hat sich verändert durch einen unsichtbaren Feind namens COVID 19. Auch das jüdische Gemeindeleben bleibt davon nicht verschont und so wurde diese alljährliche Gedenkveranstaltung aufgrund der Pandemie in einem sehr kleinen Rahmen abgehalten. Rabbiner Aharon Vernikovsky und die Mitglieder des Vorstandes der jüdischen Gemeinde Mainz, sowie Oberbürgermeister Ebling trafen sich zu einer kurzen Gedenkveranstaltung der Reichspogromnacht 1938, welche auch hier in Mainz zu Unterdrückung, Zerstörung und letzten Endes zur Auslöschung jüdischen Lebens führte. 

Es war eine kleine Gruppe, die sich auf dem Synagogenvorplatz vor den letzten verbliebenen Säulen der, in dieser Nacht zerstörten, Synagoge trafen. 

Rabbiner Vernikovsky las das Gebet zum Gedenken der Opfer der Shoa auf Deutsch und im Anschluss entzündeten die anwesenden Mitglieder der Gemeinde mit Herrn Ebling sechs Kerzen, zum Gedenken an die sechs Millionen systemischen Morde durch die Nationalsozialisten.

Es erklang kein El Male Rachamim, so wie wir es gewohnt sind an diesem Tag. Wir sahen keinen Jugendlichen unserer Gemeinde, die mit Texten an die jüdischen Menschen dieser Stadt erinnerten. Es ertönte kein Lied. Es war auch nicht wirklich feierlich. Es war nur traurig und einsam. Mir wurde heute noch mehr bewusst, dass diese Menschen immer mehr in Vergessenheit geraten und ihre Geschichte immer mehr in die Stille übergeht, die ich heute erlebt habe. Lassen wir es nicht so weit kommen, dass wir sie nur als Opfer sehen, die still ins Nichts übergehen. Lassen wir sie vor unseren Augen erscheinen, als stolze, würdevolle Menschen, die ein Gesicht, einen Namen und Ansehen hatten. Sie waren weltoffen und frei. Sie waren integrierte selbstbewusste deutsche Bürger, die ihren festen Platz in der Gesellschaft dieses Landes hatten. 

Dass ihnen die Existenz und das Leben genommen wurde, das sollte sie niemals auf Opfer reduzieren. Sehen wir nicht bedrückt zu Boden, sondern erheben wir unser Haupt als ihre nachfolgenden Generationen und lassen uns ihrer im nächsten Jahr in großer Zahl mit Bedacht und Würde, aber auch mit Stolz und Selbstbewusstsein gedenken, auf dass sie niemals vergessen werden. 

Nur ein ‚Ich‘

Ich ertrage die Oberflächlichkeiten um mich herum nicht mehr und gleichzeitig beneide ich diese Menschen, die es so viel einfacher haben. Ich würde so gerne einfach mein Gehirn ausschalten, weniger denken. Was nutzt es mir denn, wenn ich sehe wie krank diese Welt ist? Was habe ich von der Bestätigung? Nichts, nur Frustration und das Gefühl, dass ich hier nicht hingehöre. Dass ich keinen Platz auf dieser Erde habe, wo ich mich zu Hause fühle. Mein Ortlosigkeit macht mich müde – so müde. Die seelische Einsamkeit frisst mich auf. Die Abwesenheit von Sinn findet keinen adäquaten Ersatz. Wo ist der Mensch, der mir zur Seite steht, mit dem ich zumindest in einem Mikrokosmos von gegenseitigem Verständnis und Geistigkeit meine Ruhe finde, meinen Ort, ‚Ich‘ zu sein, so wie ich bin. Mit einem ‚Du‘, dass versteht, dass mich ergänzt, an dem ich wachsen, lernen, reifen und erkennen kann. Mit dem ich diese Mutualität erleben kann, die die Leere füllt. So bin ich nur ein ‚Ich‘. Meine Worte verhallen ins Leere, meine Gedanken fliegen fort, ohne auf eine Resonanz zu stoßen. Fliegen bis zum Ende allen Seins. Unendlich oder lösen sich auf in ewiges Nichts. Alles fließt aus mir heraus, aber nichts kommt zu mir. Nichts, dass mir das Gefühl gibt, dass meine Gedanken und meine Existenz nicht umsonst sind.

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Rosh HaShana

Jedes Jahr um diese Zeit fragen wir uns, was das neue Jahr wohl bringen wird. Ob Gutes, Schlechtes oder beides und in welchem Verhältnis sie zueinanderstehen werden und was letztendlich überwiegen wird?

Dieses Jahr war wohl für alle ein Jahr der besonderen Art. Seuchen, in diesem Ausmaß wie Corona, kannten wir nur aus den Geschichtsbüchern, aber glücklicherweise macht man heute uns dafür nicht verantwortlich, wie es bei der Pest im Mittelalter noch üblich war. 

Ich weiß nicht ob das nächste Jahr besser werden wird oder gar schlimmer und ich befinde mich auch nicht in der Position, irgendwelche Prognosen abzugeben. Darum kann ich lediglich vom hier und jetzt schreiben. Corona hat mich persönlich nicht so belastet, wie es bei den meisten Menschen in diesem Land war. Meine Arbeit in der Klinik ging weiter wie bisher, wenn auch unter etwas modifizierten Umständen. Auch den „Lockdown“ fand ich nicht so schlimm, denn ich hatte auf einmal viel mehr Zeit für mich und meine Tochter. Die gemeinsame Zeit zu Hause, als sie nicht zur Schule ging, hat uns noch nähergebracht. 

Große Diskussionen gab es allerdings in der Gemeinde. Dem Vorstand wurde vorgeworfen diktatorisch zu handeln, da er beschlossen hatte, die Synagoge zu schließen und auf die Gottesdienste dort zu verzichten. Ich selbst brauche keine Institution, um meinen jüdischen Glauben auszuleben, aber nicht jedem ging das so und ich reagierte mit Unverständnis, wie man so stur debattieren kann, über Dinge, die nun mal nicht zu ändern sind, die keiner zu verantworten hat und Entscheidungen in Frage zu stellen, die der Vorstand der Gemeinde lediglich zum Wohl der Gemeindemitglieder traf. Die Shabbatot verbrachte ich zu Hause, mit der Familie und Freunden und sie waren sehr schön, feierlich und wir freuten uns, dennoch jüdisches Leben hier in Deutschland zu erfahren. 

Nun stehen die großen Feiertage vor der Tür und auf einmal verspüre ich, wie sich mir etwas entzieht, was unabdingbar zu meinem Leben gehört. Die Teilnehmerzahl für die Gottesdienste ist beschränkt und das erste Mal werde ich weder Erev Rosh HaShana noch Jom Kippur in der Synagoge sein. Das erste Mal werde ich Jom Kippur alleine verbringen und es ist nun mal der Tag im jüdischen Jahr, in welchem wir stärker als sonst, die Kraft einer Gemeinschaft verspüren. An diesem Tag teilen alle dieselben Gedanken und fasten gemeinsam. Jedes Jahr freue ich mich auf das Kol Nidrej, weil es mich bis ins Innerste berührt. Ja, ich kann alleine zu Hause beten, aber es ist nicht dasselbe. Ich möchte genau an diesen Tagen die Verbundenheit zu meinem Volk verspüren, die ansonsten, auf Grund unserer dezimierten Zahl an Juden hier in Deutschland, so schwer zu erfahren ist, und ich merke, dass mich diese Institution der Synagoge doch betrifft. Vielleicht brauchen wir doch die unmittelbare Sichtbarkeit der Gemeinschaft, um stark zu bleiben und um unsere jüdische Identität in Relation zu unserer Minorität in der nationalen Gesellschaft zu festigen; zumindest in der Diaspora. 

Das erste Mal fühle ich mich wirklich persönlich eingeschränkt von dieser Krankheit, nicht von den Menschen, welche Bestimmungen zu unserem Schutz aufsetzen, sondern diesem fast unsichtbaren Feind, der sich in unsere Körper einnistet und unser Leben bedroht.

Das erste Mal fühle ich mich allein, als Jude hier in Deutschland.